78
§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos.
Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen
Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter,
die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden.
Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum.
Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg.
Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu
sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch.
Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und
erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für
wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen,
welche er nie mehr ablegte.
Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die
Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an-
dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan-
delbarer Treue anhiengen.
Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil-
deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb-
lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf
ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen,
den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be-
sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per-
son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver-
loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!"
setzt der Römer Tacitus hinzu.
In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr-
sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst-
gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder
Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl.
Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung
altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst
gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt
hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide
aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von
Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher
kein Uebel mehr ist.
Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller
Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle
an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v.
Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines
Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe.
Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als
Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren
Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch
recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus
durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber
sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum
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30 I. Lehrstufe. Allgemeine Erdbeschreibung.
ist die Schneelinie in der heißen Zone höher als in der
gemäßigten und in dieser wieder höher als in der kalten
Zone? rc. ^
. Iii. Vorbegriffe aus der politischen Geographie.
§. 35. Der Mensch.
Seiner körperlichen Beschaffenheit nach gehört auch
der Mensch dem Thierreiche an. Aber er hat nicht nur
wie die Thiere eine Seele, die ihn fühlen und begehren
läßt, sondern er ist von Gott auch noch mit einem den-
kenden, unsterblichen Geiste ausgestattet; er ist der Herr
der Erde nach dem Willen seines unsichtbaren Schö-
pfers. Außer diesen geistigen Vorzügen hat der Mensch
vor dem Thiere auch noch die Sprache voraus. Er kann
in allen Zonen leben, ist daher auch über die ganze Erde
verbreitet.
Die Zahl der gegenwärtig auf der Erde lebenden
Menschen schätzt man auf 1200 Millionen.
Z. 36. Fünf Menschenracen.
Nach Verschiedenheit der Schädelbildung, der Haut-
farbe und der Haare rc. unterscheidet man 5 Menschen-
racen oder Abarten.
1) Die kaukasische oder weiße Race mit eiför-
migem (ovalen) Schädel. Ursprüngliche Wohnplätze:
Europa, West-Asien, Nord-Afrika.
2) Die mongolische oder weizengelbe R. mit
würfelförmigem Schädel, breitem Gesichte, hervorstehenden
Backenknochen und schiefstehenden, enggeschlitzten Augen.
Zm übrigen Asien und den Polargegenven.
3) Die äthiopische oder schwarze (Neger-) R.
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Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Europa West-Asien Nord-Afrika Asien
Politisch-geogr. Vorbegriffe. 31
mit flachem Hinterkopfe, dicken Lippen und wolligem Haare.
In Mittel- und Süd-Afrika.
4) Die amerikanische oder kupferfarbige R.
mit breitem Gesicht und einem an den Schläfen einge-
drückten Schädel. In Amerika.
5) Die malahische oder schwarzbraune R.
mit einem oben gewölbten, an den Seiten eingedrückten
Schädel, breiter Nase und großem Munde. Auf den
südasiatischen und australischen Inseln.
Nach dergrößern oder geringern Sprachverschie-
denheit theilt man das Menschengeschlecht in Völker-
familien, Völkerstämme, Nationen u. s. w.
§. 37. Von den Religionen der Völker.
Durch den ihm innewohnenden Geist wird der Mensch
sich seiner Abhängigkeit von einer höhern Macht bewußt.
Die Art und Weise nun, wie ein Volk sein Verhältniß zu
dieser höhern Macht, zu Gott, erfaßt, heißt seine Religion.
In dieser Beziehung unterscheidet man:
1) Polytheisten oder Heiden, welche mehrere
Götter (Götzen) anbeten, über 600 Millionen. Am ver-
breitetsten sind von heidnischen Religionen der Bramais-
mus bei einigen kaukasischen, der Buddhaismus bei
mongolischen und der Fetischdienst beiden äthiopischen
Völkern. Das Heidenthum ist eine von Menschen erfun-
dene verschieden ausgebildete Vorstellung von Gott.
2) Monotheisten, welche einen Gott glauben
und verehren. Hieher gehören:
a) Die Juden, 5 Millionen, in Europa, Asien und
Afrika, sehr wenige in Amerika. Das Judenthum ist die
Religion des alten Bundes.
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Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Mittel- Süd-Afrika Amerika Europa Asien Afrika Amerika
Italien. 431
In der Provinz Sestri di Ponente findet man Orangenbäume,
die im untern Stamm i—-2 Fuß dick find. Außerdem hat
man Trüffeln, Castanien, Iudenäpfel.
Landesregierung. Die Regierungsform ist aristo,
cratisch, und das Oberhaupt ist ein D^ge Ök der Spitze eines
Senats von 400, und eines Ausschusfts von 100 Nobili.
Er regiert 2 Jahre lang, mit dem Titel Durchlaucht,
Mid muß wenigstens 50 Jahr alt seyn. Während dieser Zeit
hat er in dem Pallaste der Republik freye Wohnung und freye
Tafel. Wennseine Regierung zu Ende geht, macht ihm der
Canzlec das Compliment: Nachdem Jlhre Durchlaucht die
Regierung zurückgelegt, so können 'Ihre E^cellenz sich aus
dem Pallaste der Republik in Ihre eigne Wohnung verfügen.
Die Kleidung des Doge ist roth, auch rothe Strümpfe und rothe
Schuhe trägt er.
Städte: 0 Genua (s. 2.Th. S. 135.) mit 150000
Einwohnern. Ein Pallast liegt höher als der andere; ein Gar-
ten höher als der andere. Die . Vorstadt St. Pierre itt
Arena ist vornehmlich wegen ihrer prächtigen Palläsie sehens-
rvürdig. In der Stadt ist ein Erzbischof, eine Univerfität,
und eine Mahler-und Bildhaueracademie. Der Hafen der
Stadt wird durch 2 starke Dämme geschützt. Zu den sehens-
würdlgsien Gebäuden gehören: 1) die Domkirche, worin-
uen eine große smaragdne Schüssel verwahrt wird, die die Kö-
nigin aus Saba dem Salomon soll mitgebracht haben.
2) Mitten in der Stadt ist der pallast der Republik, mit
der Aufschrift: Nulli certa doinus. z) Man findet hier auch
verschiedne große Hospitäler, die mehr Pallästen großer Her-
ren als Armenhäusern ähnlich sehen. Im großen -Aospü
täte waren zu Anfänge 1775. über i7oo^Personen. Eins
von den hiesigen Waisenhäusern wird blos von einer reichen
Familie unterhalten. Ohnecachtet die Wissenschaften in Ge-
nua nicht sehr geachtet werden, so findet man doch 3 öffentliche
Bibliotheken. Der Aufwand in Absicht der Kleidung ist zwar
in dieser Stadt durch Gesetze eingeschränkt; hingegen findet man
desto mehr Wagen und Equipagen kostbar und vergoldet. Die
Nobili in Genua gehn, so wie die Venetianischen, schwarz,
aber neumodischer, mit einem schmalen ftidnen Mantel auf dem
Rücken. Auch ist ihre Perüke nicht so groß, wie der Venetia-
nec ihre. Sie tragen platte Hüte unter dem Arme. Die
Ee 4 Da-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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447
Italien. Toscana.
Hauses vorgestellt ist. c) In einem Theile des Gebäudes ist
die Werkstätte für Künstler in der bekandten Florentinischen
musivischen Arbeit, ci) Die Kunstkammec des Großherzogs, die
unschätzbare großherzogliche Gallerie, die vornemlich wegen dec
musivischen Arbeiten sehenswürdig ist. In der Vorkammer
sind Alterthümec; an der Decke Gemählde von berühmten
Gelehrten; außer diesen 72 alte Statuen und 102 Bruststücke.
e) Aus der Gallerie kommt man in ein anderes Zimmer, wor-
innen 22o Portralts von berühmten Mahlern verwahrt werden.
f) Nach diesem folgt eine Antiquitäteusammlung, und ein
Schatz von musivischer Arbeit, von welchen wir nur die Stadt
K^ivsrno auszeichnen, die nebst dem Hafen in Musaik abge-
bildet ist. Endlich kommt man zu der sogenannten Tribunl,
einem 8eckigten Zimmer, dessen Oberdecke mit lauter Perl-
mutter eingefaßt »st. Hier wird ein Stück verwahrt, wel-
ches alle Statüeu in Florenz und in Rom, und überhaupt alle
Bildhauerarbeit übertcifft, und diese Statüe wird die bs'/edü
celjche Venus genannt. Sie ist von weißem Marmor.
Mediccische Venus heißt sie, weil sie ehemals im Medicesschen
Pallaste in Rom gestanden hat. Der Transport aus Rom
nach Florenz lief nicht eben so glücklich ab; die Statüe war
schlecht eingepackt, verlohr auf der Reise Arme und Beine,
und wurde auch au den Hüften beschädigt. Doch wurde alles
von einem geschickten Künstler wieder so glücklich zusammenge-
fugt, daß man fast gar nichts von der Beschädigung merken
kann. Außer diesem sinder man hier auch eine Gemahidegalle-
rie, eine Münzsammlung, ein Naturaliencabinet und andere
Seltenheiten. Im Jahre 1778. hat der jetztregisrende Groß-
herzog ein öffentliches Archiv hier errichtet, wo rinnen alle alte
und neue Originaldiplomr, Urkunden u. d. g. anfbewahrt wer-
den. Im Jahr 1781. belief sich ihre Anzahl schon auf 6occo,
worunter sich 2 befinden, die auf Papier, das von der Egy-
ptischen Papierpflanze verfertiget ist, geschrieben sind und ans
dem zten Iahrhiinderke herrühren. Obnweit davon ist eine
Art von bedecktem Gange, iloggtä. Am Johannistage nimmt
hier jedesmal der Großherzog die Hnldrgung von den Deputa-
ten aller ihm untergehnen Städte ein. In Florenz ist eine
Academie der bildenden Künste, auch des Ackerbaues. Se-
henswürdig ist der Großherzogliche Garten ^3cboll / bey
denl vorerwähnten Resideuzschlosse, wocinuen Hügel mit Ebenen,
Ff? Wild,
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Extrahierte Personennamen: Mediccische
Extrahierte Ortsnamen: Italien Musaik Florenz Rom Rom Rom Florenz Johannistage Florenz
Italien. 441
See fallen: Oespottoinus te, mnra? in fignum veri per-
petiiique dominii.
In Venedig sind keine Soldaten zur Besatzung, statt de-
ren sind zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicher-
heit die Sbirrcn und andre herzhafte Männer, welche, ohne
Unterschied der Kleidung, im Svld^ der Regierung leben und
unter dem Befehle der Rathsherrn stehn. "Jur Nothfalle thut
das Csrps der Gondslirer, welches überhaupt die kühnsten und
verwegensten sind, gute Dienste. So bald als ein Fremder irr
Venedig anlangt, zeigen sie der Regierung an, wo sie ihn ein-
genommen, und nach welchem Hause sie ihn gebracht haben.—
Außer den berühmten Glas - und Cvrallenfabriken, sind die
Wachsbleichen und Zuckersiedereyen in Venedig sehr einträglich.
Auf den hiesigen Bleichen wird theils ukrainisches, theilö vene-
tianrsches verarbeitet» Italienische Seide wird jetzt blos zu ein-
heimischem Gebrauche verarbeitet. Uhren, göldne und silberne
Tressen werden mittelmäßig gemacht; aber gut genug für die
Levante und zum einheimischen Gebrauche. Theciak und einige
Apothekerwaaren werden hier und fast im ganzen Venetiani-
schen Gebiete für ganz Europa bereitet. Jeder kleine Ort im
Vsnetiüttischen har wenigstens z - 4 Apotheker, die davon leben
können. Bey Venedig ist eine Porcellanfabrik, welche aber
schlechter Porcellan liefern soll, als die Florentinifthen und Nea-
politanischen Fabriken. Die hiesigen Corallen sind auch nicht
von der Güte, als die zu Livorno. Dw Diamantenschleift'-
reyen sind noch schlechter. Beträchtlicher sind die Schriftgie-
ßereycn in Venedig, weil nicht nur in der Stadt selbst viele
Buchdruckerpressen beständig im Gange sind, sondern auch fast
ganz Italien mit Venetianischen Lettern versorgt wird.
2) Auf der Insel fcllutvulo, eine Viertelmeile von der
Stadt, sind die berühmten Spiegel - und Glasfabriken. Auch
Glasblrmwn, welche ungemein natürlich sind, werden hier verfer-
tigt. Die meisten Bouteillen und Glästr,die man in ganz Italien
braucht, werden hier gemacht. Vornemliä werden hier Glasperlen
in erstaunlicher Menge verfertigt. In Deutschland werden sie
Schmelz, auch Glascorallen gemeiniglich genannt. Ehemals
war diese Insel ein sehr blühender Platz, und noch jetzt enthalt
sie einige Palläste. Das Venetianische Spiegelglas findet jetzt
nicht mehr so starken Absatz, nachdem in mehreru Staaten der-
gleichen Fabriken angelegt worden sind.
Bey
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Venedig Venedig Europa Livorno Venedig Italien Italien Deutschland
442 Europa.
Bey der Insel il Lids di ^aleftrina ist eine große Mauer,
die die Republik mitten im Meer nur vielen Kosten har aufführen
lassen, um die Wellen von dem Laude abzuhaltem Diese Mauer
ist r r Italienische Meilen lang. In 42 Jahren har man sie,
ohnerachtet die Arbeit ununterbrochen fortgesetzt wurde, nicht wen
tcr als auf 4 Italienische Meilen weit geführt. Sre ist mit,
ten im Wasser so groß und breit, daß man darauf fahren kann,
obgleich kein Weg darüber gehr, und har die Dirke und Festigkeit,
das» sie die Meereswellen bricht. Sie ist aus Stein - und Puzzo,
lansand aufgeführt.
3) Padua, nicht weit von der Brenta, bat 45000 Ein-
wohner , 55 Klöster, 1 Bischof und 1 Universität, 1 Acker-
baugesellschaft, mit einem botanischen und ökonomischen Garten,
auch ein öffentliches Naturaliencabiuet. Im Jahr 1782.
wurde eine neue Acadewie der Wissenschaften und Künste hier
errichtet. Die Universität ist nicht sehr beträchtlich, obgleich
52 Professoren dabey sind. E«n großer Theil innerhalb der
Mauern ist unbebaut, und die Stadt dürchgehends so schlecht
bewohnt, daß an vielen Orten das Gras zwischen den Pflaster-
steinen wachst. Die Hauser sind meisteutheils auf Säulengän-
gen gebaut. Die Ittstattlmlskirche hat viele Altäre, und
einen Fußboden von Mosaik aus verschiedenem Marmor. In
der Hrancis?attcrlirche liegt der heilige Antonius begra-
den , von weichem man viele Fabeln erzählt. Nach der gemei,
neu Erzählung sollen seine Gebeine einen angenehmen Geruch
ausbreiten, welcher aber nicht durch den Leichnam dieses Hei-
ligen, sondern durch den Balsam, womit die Mönche alle
Tage das Grab bestreichen, hervorgebracht wird. Auf dem
Rathhanse ist die Stacüe des Livius, auch des berühmten me-
dicinischen Professors Morgagni. Die vornehmste Nah-
rung haben die Einwohner von den Tnchmanufaclnren, da die
Einwohner von Venedig, und selbst die Adelrchen nicht ausge-
nommen , kein ander Tuch tragen, als was hier gemacht wird.
Um Padua findet man eine Menge Vipern, welche häufig in
die Apotheken verkalsst werden. Mau macht auch Viperpulver,
welches vielen Abgang in der Fremde findet.
4) Verona, am Fuß eines Gebürges in einer ange-
nehmen Gegend am Etsibflusse, welcher sie in 2 Theile theilk.
Einige Gassen sind sehr breit, und auf beiden Seiten mit be-
deckten Gängen fsir Fußgänger versehen. Auf dem Rathhause
stehen
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Antonius Morgagni
Extrahierte Ortsnamen: Europa Padua Brenta Venedig Padua Verona
449
Italien. Toscana.
tücher und Bettdecken werden hier verfertigt. Bey der Stadt
sind 36 zum Theil heiße, zum Theil warme und kalte Bäder,
die vornemlich seit dem Jahr 1744. wieder sehr prächtig in
Stand gesetzt worden sind, und hausig besucht werden. — Die
Bäuerinnen um Pisa putzen ihre Haare an Festtagen mit künst-
lichen Blumen und kleinen silbernen Glöckchen. Im Nacken
sind sie gestochten, und mit einer großen silbernen Nadel be-
festigt. Sie kragen Skrohhüte, und einen rotben tuchnen.
Halskcagen, der vorne bis an den Busen, und hinten bis auf
die Hälfte des Rückens herabgehk.
Zrn Pisanischen Gebiete liegt eine berühmte Carthause (5er--
tosä, ein prächtiges Gebäude. Zn derselben trifft tncm nebst an-
dern 4 außerordentlich große Säulen vom feinsten Marnior an.
Zn den Kreuzaangen werden 72 Säulen gezählt, welche alle,
uebst den Bogen und Postamenten, aus Carrarischem Marmor
bestehen.
4) $Lix>Qtttq, ehemals ein unbedeutender Ort, in einer
morastigen Gegend, wo die schädlichen Dünste die Luft unge-
sund machten. Durch die Einsichten eines Engländers ist der
Boden trocken, und der Ort eine wichtige Handelsstadt geworden,
welche jetzt gegen 70000 Einwohner, einen Bischof und
einen Freyhafen hat. Unter den Einwohnern sind Engländer,
Griechen, Armenier, Juden (mehr als 1500) und Tücken,
die hier völlige Freyheit genießen. Ans der Landseite ist sie be-
, festigt. Der nördliche Tbeil ist von Canälen durchschnitten,
heißt daher Zzlcuvenediz und ist der schönste. Die Canäle,
auf denen die Kaufmannsgüter bis an die Thore der Magazine
gebracht werden können, sind mit vielen marmornen Brücken
und schönen Dämmen versehen. Auf dem Markte steht die
D^mkirche. Uebecdies gehören zu den vornehmsten Gebäu-
den der Großherzogliche Pallaft, das Sklavenhaus, die Salz-,
Tabacks- und Ochimagaziue, das Zeughaus und das Lazareth,
worinnen sich diejenigen, welche ans der Levante kommen,
40 Tage lang aufhalten müssen. Die Straßen sind enge,
außer den Hauptstraßen, welche eine ziemliche Lange und Breite
haben. Diejuden, welche hier viele Fceyherten genießen, woh-
nen in einer besondecn Gegend der Stadt, die wohl gebaut ist,
und haben gute Synagogen, eigne Schiffe, eine starke
Handlung, und schöne Coralleufabriken, in welchen
größtentheils die aus Sardinien, Corsica, Africa, beson-
Ff z ders
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sardinien Corsica Africa
464 Europa.
9) Perugia liegt auf einem steilen Berge. Sie hat
ohngefahr 16000 Einwohner, ein Ciradell, eine Domkirche,
48 Klöster und eine Universität. Das ehemalige
Coucguim ist wegen der erstaunlichen Höhe merkwürdig.
Uuker^er Kirche sind erstlich die Begrabnißgewölbe, unter den
Gewölben die Congregation der Handwerker, unter dieser die
Congregation des Adels, und darunter endlich die Congregation
der Lavdlente. Alle diese Stockwerke machen zusammen eine
beträchtliche Höhe aus. Selbst der Garten dabey ist nnter-
wölbt, und eine Gerberey darunter angelegt, unter welcher
allerley Kanfmarwsgewölbe liegen, in die man geraden Fußes
von einer der niedrigsten Gasten gebt.
10) Íloreto, eine etwas feste Stadt auf einer Anhöhe
mit ungefähr 4000 Einwohnern. Die Stadt ist vornemlich
wegen des heiligen Hauses berühmt, welches eben dasselbe seyn soll,
worin die Jungfer Maria zu Nazareth gewohnt bat. Dieses soll
1291. durch die Engel aus Galiläa nach Térsate in Dalmatien,
von da nach viertehalb Jahren nach Italien gebracht worden
seyn. Dieses berühmte heilige Hans steht in einer Kirche, ist
40 Fuß lang, i§ breit, und 2; Fuß koch. In demselben ist
ein schmaler Platz mit stlbernen Gittern und silbernen Thüren
abgesondert, in welchem ein Marienbild mit dem Jesuskinde
steht, Maria mit einer drcyfachen Krone mit kostbaren Perlen
und Diamanten besetzt. Das Marienbild hat auf jeden Tag
eine verschiedene Kleidung, wobey Ringe, Ketten und Juwelen
nicht gespart smd. In den 7 Tagen der Charwoche ist sie
schwarz gekleidet. Vor dem Marienbilde brennen 42 goldne
Lampen. Vor der Kirche ist ein Platz mit Arcaden. Der
Schatz der Kirche beträgt viele Millionen. Die Einwohner der
Stadt treiben einen Handel niit kleinen Marienbildern, Cruci-
fipen. Rosenkränzen, Agnnsdei u. dergl.; doch ist der Absatz
von diesen heiligen Maaren nicht mehr so erheblich als ehemals;
so hat auch die Stadt jetzt nicht mehr so viel Nahrung von den
Fremden, die ehemals weit zahlreicher als jetzt zu dem heiligen
Hause aus allen Gegenden wallfahrteten.
n) Zvíaccvata, eine schöne, aber nicht große Stadt,
mit schönen Pallästen und 14000 Seelen. Außer der Universt-
lät und einem adiichen Colsegiosmd hier 2 Academicn.
12) Kemo, der Sitz eines Erzbischofs, so auch
13) die Stadt Urbmo.
m)
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Hans Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Europa Perugia Nazareth Galiläa Dalmatien Italien
Italien. Sicilien. 485
Das Sicilianische Süßholz wird dem Levankischen vorgezogen und
unter andern in den Wollenfärbereyen fleißig benutzt. Sodekraut
roird?vornemlich an den südlichen Küsten von Sicilien, auch auf
Anhöhen und Bergen der Insel gebaut, und nach Venedig und
Marseille ausgeführt. In einem Therle von Sicilien, u? Txrl
dl demotta ist ein bergigter Strich Landes, petralra.
Daselbst befindet sich ein Steinö'l, welches alle Morgen durch
Schwämme und Baumwolle abgeschöpft und in die Apotheken
verkauft wird, weil man es für ein gutes Mittel wider die
Bauchwürme halt. Von Bernstein findet man bey Catania
2 Arten, schwarzen und vornemlich gelben; doch jetzt seltner
als ehemals.
Ernwslytter: Die Mannspersonen von niedrigem Stande
in Sicilien, pflegen ohnerachtet der großen Hitze auf dieser In-
sel, bunte Mützen, ohne Hüte, auch mehrere Ueberröcke
mit Kappen zu tragen; weil man in einem Lande, wo die Sonne
so heftig ist, auf einer Insel, wo die Winde sich oft verändern,
und bald warm und kalt sind, sich leicht erkältet, so hütet man
sich durch die Kleidung so viel als möglich davor.
Landesregierung undeltttheüung. Es gehört
dem Kömge von Neapel. Die Insel wird in ; Landschaften
getheilt, welche den Namen Balle oder Thaler führen: i) Dal
di Mazzara, 2) Val di Demona, z) Val di Noto.
Städte: i) Palermo, (s. 2. Th. S. 151.) die
Haupt-und Krönungsstadt,' der Ditz eines Unterkönigs und
eines Erzbischofs. Sie hat 8 Abteyen, 71 Klöster, einen groß-
ßen Hafen, ein Zeughaus, und viele Springbrunnen. Man
zählt auf 140000 Einwohner, darunter an 4000 Geist-
liche sind.
2) Trapano, ein schönes wohlgebautes Städtchen,,
liegt auf einer Halbinsel. Die Einwohner gehören zu den flei-
ßigsten in Sicilien. Die Stadt hat ein Schloß und einen Ha-
fen, auch sehr einträgliche Salzwerke, wo aus Seewasser Salz
bereitet wird. Von der Corallen- und Thuufifckerey haben die
Einwohner ebenfalls gute Nahrung. Uebrigens findet man auch
Marmor-und Alabasterfabriken, welche ihre Maaren fast durch
ganz Europa debitiren. Nicht weit von der Stadt liegt das
Schloß Trapano del morrte auf einem Berge, welcher
nach dem Mongibello der höchste auf der Insel ist.
Hh;
3)
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